Nach einem heute in Hinsicht auf eine Unterscheidung von westlichem und östlichem Zweig der Grundsprache veralteten Modell lassen sich die Hauptzweige der indogermanischen Sprachfamilie – dem modernen Ansatz, dass sie eigentlich indoanatolisch terminiert sein müsste, wird hier nicht Rechnung getragen – in zwei Gruppen einteilen: Kentumsprachen und Satemsprachen. Diese rein lautlich basierte Unterscheidung beruht auf einer ganz unterschiedlichen Entwicklung der ursprünglichen palatalen Gaumenlaute (Tektale) *k̑, *g̑ und *g̑ʰ in den Einzelsprachen.
Die Bezeichnungen Kentumsprachen und Satemsprachen sind aus zwei Wörtern für „hundert“ abgeleitet, nämlich lateinisch centum und jungavestisch satəm.
August Schleicher, Franz Bopp und andere vertraten ursprünglich die Auffassung, die Kentumsprachen seien der westliche Zweig der indogermanischen Sprachen und die Satemsprachen der östliche Zweig. Man vermutete, dass die Aufteilung auf eine frühe Verzweigung gemäß der Stammbaumtheorie zurückgehe. Diese Auffassungen sind inzwischen relativiert worden und haben als Theorie nur noch historische Bedeutung. Die rein lautlichen Gegebenheiten haben allerdings weiterhin Bestand.